„Wir haben es doch erlebt…“ – Das Ghetto von Riga
Der Film
Ausschnitt aus „Wir haben es doch erlebt…“
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Outtake „We did survive it“-The Riga Ghetto
Translation & Narration Monica Lowenberg, London
Am 22. Juni 1941 überfallen drei Millionen deutsche Soldaten die Sowjetunion. Mit der klaren Absicht zu vernichten, wird ein Krieg gegen das sogenannte slawische Untermenschentum und den jüdischen Bolschewismus geführt
Nach einer Woche, am 1. Juli 1941, marschiert die Wehrmacht in Riga ein. Die Deutschen Truppen werden von vielen Letten als Befreier begrüßt. Lettland war 1940 von der Sowjetunion annektiert worden. Der lettische Nationalismus wurde von den Sowjets grausam unterdrückt. Beim Abzug aus Riga haben sie Massaker in den Gefängnissen verübt. Die Nazi- Propaganda schiebt später die Schuld daran den lettischen Juden zu . Die Dämonisierung der Juden wird zum Ventil einer explosiven Spannung. Die Deutsche Besatzer hetzen die lettischen Nationalisten gegen die Juden auf Pogrome sind die Folge. Folterungen und Erschießungen im Zentralgefängnis und auf dem jüdischen Friedhof passieren täglich. Tausende Opfer allein im Juli. Die Situation scheint ausweglos.
Am 25. Oktober 1941. 30.000 Juden werden in das Rigaer Ghetto in der Moskauer Vorstadt gesperrt. Auf engstem Raum richten sie sich ein, so gut es geht. Ende November ruft die Kommandantur zum Arbeitseinsatz bei Deutschen auf und isoliert die arbeitsfähigen Männer in einen kleinen Teil des Ghettos. Zurück bleiben etwa 27.000 Menschen, meist Frauen, Kinder und Alte.
13.000 Menschen werden bis mittags um 12.00 aus dem Ghetto getrieben. Streng bewacht von Ordnungspolizei und SS gehen sie den 8 Kilometer langen Weg in den Wald von Rumbula.Dort hatte Friedrich Jeckeln, der SS und Polizeichef in Riga, den Erschießungsplatz bestimmt. Experten berechnen den nötigten Platz für 27.000 Leichen. Russische Gefangene heben die Gruben aus. Jeckeln hat Routine beim Massenmord. Zwei Monate zuvor hatte er in Babi Jar mehr als 33.000 Juden an zwei Tagen erschießen lassen.
Bis zum späten Abend wird ununterbrochen an drei Gruben geschossen.- Die Schützen sind 12 deutsche SS-Männer. 14-15.000 Tote liegen in den Massengräbern. Nachts kriechen Verletzte aus den Gräbern irren umher, werden aber aufgegriffen und erschossen. Niemand entkommt diesem 30.November 1941 Der erste Advent geht in die Geschichte als der „Rigaer Blutsonntag“ ein.
Auschnitt aus „Wir haben es doch erlebt…“
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Am 8. Dezember geht das Morden in Rumbula weiter. Mehr als 12.000 Ghetto – Bewohner werden getötet. Die gleichen Schützen, die gleiche Methode. Unter den Toten auch der weltberühmte jüdische Historiker Simon Dubnow. Seine letzten Worte: „Schreibt es auf, Juden. Schreibt es auf.“Bei Kriegsbeginn lebten 79 .000 Juden in Lettland. Ende 1941 sind bereits 35.238 erschossen worden. Nur etwa 3.000 lettische Juden haben den Holocaust überlebt.
Der Jungfernhof und das „Reichsjudenghetto“
Noch bevor das zweite Massaker am 8. Dezember in Rumbula geschehen ist , fahren bereits die Züge aus dem Reich nach Riga . Am 27. November verlässt der 1. Riga-Transport mit 1053 Juen den Berliner Bahnhof Grunewald. Sämtliche Insassen werden am Morgen des 30.11. bei der Ankunft in Riga getötet – noch bevor die lettischen Juden in den Wald von Rumbula geführt werden.
Die anschließend eintreffenden Transporte mit über 4.000 Juden aus Nürnberg, Stuttgart, Wien und Hamburg werden nicht ins Ghetto gebracht, sondern zu einem unfertigen Gutshof, außerhalb von Riga, dem Jungfernhof . Als Hannelore Marx mit den Stuttgartern am 4. Dezember ankommt, findet sie noch das Gepäck der am 30.11. erschossenen Berliner Juden vor.
Am 6. Dezember trifft ein Transport in Jungfernhof ein, mit 963 Juden aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Unter ihnen ist der Hamburger Oberrabbiner Joseph Carlebach mit seiner Frau und vier seiner neun Kinder. Carlebach, seine Frau und drei Kinder werden das Ghetto nicht übeleben. Einzig der Sohn, Peter, Schlomo schafft es. Er lebt heute als Rabbiner in Brooklyn.
Seit Ende November fahren im Abstand von 2 Tagen Transporte aus dem Reich nach Riga- lediglich unterbrochen von einer Weihnachtspause Nachdem am 6. Februar 1942 1.003 Juden aus Wien in Riga ankommen, ist diese erste Deportationswelle beendet. Nach 20 Transporten in 2 Monaten sind jetzt 12.500 Reichsjuden im deutschen Teil des Ghettos. Die Kommandantur des Ghettos hat anfangs keinen Plan vom weiteren Schicksal der Juden . Doch allmählich teilt man die Juden in Arbeitskommandos ein. Das Ghetto wird von den Spuren der der getöteten Letten gesäubert.
Kommandos gehen zum Torfstechen oder Schneeschippen. Schließlich entdeckt die Wehrmacht das Reservoir an Arbeitskräften In 200 Kommandos arbeiten nun Juden aus dem Ghetto in Riga.
Ausschnitt aus „Wir haben es doch erlebt…“
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Am 16. Dezember 1941 kommt spät abends ein Zug mit 1.031 Juden aus Münster, Osnabrück und Bielefeld in Riga an. Am nächsten Morgen werden die Juden mit Schlägen ins Ghetto getrieben. Die Straßen im Ghetto sind nach dem Herkunftsort der Deportierten benannt. Die Juden aus Ostwestfalen werden im Haus Bielefelderstr. 7 einquartiert. Unter ihnen sind Irmgard Ohl und Ewald Aul aus Osnabrück. Im Oktober 1991, 50 Jahren später, begleiten wir die beiden bei einer Spurensuche in Riga
Ausschnitt aus „Wir haben es doch erlebt…“
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„Wir haben es doch erlebt…“ Ein neuer Dokumentarfilm über das Ghetto in Riga.
Im Oktober 1991 bin ich mit den Zeitzeugen Ewald Aul und Irmagard Ohl zu einer Erinnerungsreise nach Riga gefahren. Aul und Ohl wurden am 13.12.41 mit dem sog. „Bielefelder Transport“ von Osnabrück ins Ghetto von Riga deportiert. Die Initiative zu der Reise ging von Winfried Nachtwei aus, der damals als Aktiver in der Friedensbewegung schon mehrfach in Riga auf den Spuren der Deportierten war und sich auskannte. Das Ergebnis der einwöchigen Reise ist mein Film „Verschollen in Riga-Bilder einer Erinnerungsreise.“ Der 48-min. Film ist auf den „Bielefelder Transport“ fokusssiert und erzählt hauptsächlich vom „Reichsjudenghetto“ in Riga.
20 Jahre später, in Vorbereitung der 70. Jahrestage der Riga-Deportationen, wurde ich mehrfach gefragt, ob man den 20 jahre alten Film noch einmal zeigen könne. Ich habe das abgelehnt und stattdessen Geld für einen neuen Film gesammelt. Zum einen hat sich die Erinnerungskultur sowohl in Lettland, aber auch in der Bundesrepublik positiv gewandelt. An den Orten des Massenmordens erinnern heute Mahnmale, initiiert vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem 2001 gegründeten Riga Komitee. Im Deutschland erinnern zahlreiche Initiativen an das Schiksal der nach Riga Verschleppten. Dies alles wollte ich in einen neu gestalteten Film einbeziehen. Und – es ging mir umd die lettische Situation, die im ersten Film fast unerzählt blieb.
Bevor die „Reichsjuden“ kamen, wurden 27.000 lettische Juden an zwei Tagen in Rumbula erschossen, befehligt von Friedrich Jeckeln, der bereits in Babi Jar 33.000 Juden, auch an zwei Tagen, erschiessen ließ. Das Massaker von Babi Jar ist ein weltbekanntes Symbol für den Holocaust. Den Wald von Rumbula kennt ausserhalb Lettlands kaum jemand. Ich war entschlossen Zeitzeugen zu suchen, die von diesem Verbrechen erzählen – und ich fand sie. Erschütternd für mich und wohl auch neu für eine breite Öffentlichkeit: Für die lettischen Juden war am 8. Mai 1941 die Verfolgung nicht beendet.
Ausschnitt aus „Wir haben es doch…“
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Der in Riga geborene Arzt Bernhard Press überlebte den Holocaust bei einer nichtjüdischen Familie im Versteck. Als er Anfang der 50er Jahre Lettland gen Westen verlassen wollte, wurde er verhaftet und zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Das Thema Judenmord war in Lettland tabu, die Opfer von einst wurden kriminalisiert. Der Historiker und Ghetto-Überlebende Margers Verstermanis war entschlossen sich und seine Familie nicht erneut einsperren zu lassen
Ausschnitt aus “ Wir haben es doch erlebt..“
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