„und plötzlich waren wir Feinde“ Die Vertreibung der Juden aus Göttingen


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Synopsis

Der Film schildert das Schicksal von zwei jüdischen Familien aus Göttingen in den 30er Jahren. Familie Katz betrieb ein Tuchgeschäft im Zentrum der Stadt. Das Schuhgeschäft der Familie Silbergleit lag direkt gegenüber.
Noch heute erinnern sich ältere Göttinger an Katz und Silbergeleit. Sie kauften in den Geschäften, gingen mit den Kindern der Inhaber zur Schule.

Die Kinder von Katz und Silbergleit , inzwischen selbst im greisen Alter leben sei Ende der dreißiger Jahre in den USA, in New York und Florida. Auch sie erinnern sich an Freundschaften mit nicht jüdischen Kindern in Göttingen.

Als Hitler im Februar 1933 an die Macht kommt, sind die Auswirkungen im kleinstädtischen Göttingen rasch zu spüren. Wissenschaftler bekommen Berufsverbot und jüdische Geschäfte werden boykottiert. Schon bald geschieht auch ein erster Pogrom, der von Goebels ausgerufene Boykott-Tag, am 28.3.33.

In Göttingen herrscht beinahe Ausgangssperre, in jener Nacht. Nach Einbruch der Dunkelheit plündern SA-Horden  jüdische Läden und zerstören viele Geschäfte. „Als sie bei Katz drüben fertig waren, kamen sie zu uns rüber,“ erinnert sich Eric Silberg, heute in New Jersey. Der erste frühe Pogrom macht der jüdischen Jugend klar: „hier müssen wir weg“. Die Flucht in die USA ist mit einer zweijährigen Wartezeit verbunden. Ein Visum reicht nicht. Es muss ein Affidavid beschafft werden, eine Bürgschaft eines Amerikaners für den Neueinwanderer.- Beinahe unmöglich, wenn man drüben keine Verwandten hat. 1938 vor der Reichspogromnacht gehen die Kinder von Katz und Silbergleit in die USA. „Die Eltern wollten erst noch das Geschäft in Ordnung bringen“ sagt Renée Katz heute voll Trauer in ihrem bescheidenen Haus nahe Sarasota.

„In Ordnung bringen“, das  meint den Verkauf der Geschäfte für einen Bruchteil des eigentlichen Wertes. Käufer sind oft nicht jüdische Konkurrenten, die damit ihren Standort erheblich verbessern. Der Sohn des heutigen Eigentümers des ehemaligen Katzschen Ladens, der Büchsenmacher Waldemar Hüsing, sieht dies gelassen: “ Wir haben das Haus nicht bekommen, weil es Juden gehörte. Die Juden sind einfach abgeholt worden. Und wir konnten einziehen.“ Renée Katz sieht das Interview mit Hüsing  und kann es nicht begreifen, wie „kalt der Mann ist“. „A bunch of lies“ sagt sie, ein Bündel Lügen.

In den USA arbeiten die jungen Leute hart, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Jeder Penny wird beiseite gelegt, um für die Überfahrt der Eltern zu sparen. Als das Geld zusammen ist, werden Tickets nach Göttingen verschickt, die auch ankommen. Daran erinnern sich heute noch Nachbarn von Katz.

Am 30. August 1939 fährt das Ehepaar Silbergleit zum amerikanischen Konsulat nach Hamburg, um die fertigen Papiere für die Einreise in die USA abzuholen.
Sie werden weggeschickt. Als sie einen Tag später wieder kommen, ist bereits Krieg. Die Visaabteilung ist geschlossen.

Ein Brief von Silbergleit an seine Eltern in Göttingen wird nicht mehr zugestellt. “Return to sender“.
„Von da ab wußte ich, sie sind nicht mehr in Göttingen,“ sagt Eric Silberg.
Silbergleits werden 1942 nach Warschau deportiert, ebenso das Ehepaar Katz, im selben Transport. Frau Katz schreibt an ihre Tochter Renée aus dem Warschauer Getto nach Brooklyn einen zensierten Brief.
Danach verliert sich die Spur des Ehepaars Katz.

Erschüttert berichtet Tochter Rose in New York von dem Schuldgefühl, nicht genug zur Rettung der Eltern getan zu haben.
Erich Silbergleit trifft nach dem Krieg einen Überlebenden von Auschwitz, der berichtet, wie die Eltern in die Gaskammer getrieben wurden.

Nach ihrem heutigen Verhältnis zu Göttingen gefragt, wird deutlich, dass die Zeit die Wunden nicht heilt.: „Was soll ich ein Interesse haben an den Göttingern, die unsere Synagoge angezündet haben? All die Jahre habe ich ein Zeichen erwartetet, nichts kam: von der Schule nicht, der Stadt nicht, den Nachbarn nicht.“